Trentiner Tabak
Landwirte fürchten um ihre Interessen

Bis in die 1960er wurde im Trentino Tabak angebaut und verarbeitet, danach ging die Produktion aus wirtschaftlichen und gesetzlichen Gründen schrittweise zurück. © Sconosciuto – Archivio Trentino Sviluppo, Pubblico dominio

Der Anbau und die Verarbeitung von Tabak im Trentino gehen auf das Ende des 16. Jahrhunderts zurück. Besonders das Umland von Rovereto (Mori) etablierte sich als ein Zentrum intensiver Tabakproduktion. In der damaligen Gemeinde Sacco wurde in den 1850er Jahren eine Tabakfabrik gegründet, die bis 2008 in Betrieb war. Das italienische Monopolgesetz für Tabakwaren führt 1925 das Staatsmonopol für den gesamten Tabakmarkt ein. Dabei sollten vor allem der Anbau und die Verarbeitung standardisiert werden, was im Trentino nicht überall auf Gegenliebe stieß. Die Tageszeitung Il Nuovo Trentino macht wiederholt darauf aufmerksam, dass es eines Konsortiums bedürfe, um die Sonderlizenzen für den bewährten Anbau nach dem „sistema Vallagarina“, aber auch die Unabhängigkeit der Bauern zu erhalten, und schreibt dazu am 6. Februar 1925:
„Wir haben in vorhergehenden Berichten bereits erwähnt, dass die Monopolverwaltung den Landwirten im Trentino ein Kontingent von 14.800.000 Pflanzen zuweisen wird, von denen mindestens 6 Millionen nach dem Brenta-System angebaut werden, für den Rest hingegen ist auch das Vallagarina-System möglich. […]
Die Lizenzen aus dem Manifest können auf Antrag der Landwirte in eine Sonderkonzession umgewandelt werden. Dieser Antrag auf Umwandlung kann jedoch erst nach dem Erhalt der einjährigen ordentlichen Lizenz eingereicht werden. Die Sonderkonzession für den Anbau wie für die industrielle Verarbeitung hat eine maximale Laufzeit von 7 bis 9 Jahren und eine provisorische Anfangslaufzeit von 3 Jahren. Um eine ordentliche Lizenz zu erhalten, ist es überhaupt nicht erforderlich, dass der Antragsteller Mitglied eines Konsortiums ist. Für eine Sonderlizenz hingegen ist eine Mitgliedschaft zwingend notwendig. […]
Die Sonderkonzession ist ein gutes System, das nicht nur die Interessen der Bauern nicht einschränkt, sondern ihnen sogar zugutekommt, jedoch unter einer Bedingung: Die industrielle Verarbeitung muss entweder vom Konsortium der Tabakanbauer übernommen werden oder aber der Konzessionär des Konsortiums der Tabakanbauer muss durch einen vorherigen Vertrag gegenüber der Industrie in seinem rechtmäßigen Interesse geschützt werden. […] Wenn sich unsere Bauern gut organisiert auf die Übernahme einer Sonderkonzession vorbereiten und den oben genannten Rat befolgen, werden sie dies nicht bereuen und ihre Interessen schützen. Andernfalls könnte es passieren, dass der Tabakanbau im Laufe der Zeit von den ausgebeuteten Kleinbauern aufgegeben und einem kleinen Kreis von Industriellen und Großgrundbesitzern überlassen wird.“
Maria Pichler
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