2022 haben Südtirol und das Trentino für Italien den Vorsitz der Strategie der Europäischen Union für den Alpenraum (Eusalp) inne. Heute (24. November) wurde beim Eusalp-Jahresforum in Trient Bilanz gezogen über die Schwerpunktthemen des laufenden Jahres: die Bewältigung der Energiekrise, die Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels, die Teilhabe der Jugendlichen.
Bereits am Vormittag hatte die Generalversammlung der Eusalp in Trient getagt. Sie war vom Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti und vom Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher eröffnet worden. "Der Eusalp-Raum ist der wirtschaftlich stärkste und attraktivste Lebensraum im Herzen Europas", betonte Kompatscher in seiner Rede. "Wir Regionen müssen uns noch stärker bewusst werden, dass wir im Rahmen dieser Makrostrategie die Chance haben, mehr direkte Verantwortung zu übernehmen. Dadurch können wir unseren Lebensraum in grenzüberschreitender Zusammenarbeit nachhaltig gestalten und gemeinsam die großen Herausforderungen überwinden."
Stärkung des Alpenraums
"Die Stärkung der makroregionalen Strategie bedeutet eine Stärkung der Alpen", wandte sich Landeshauptmann Fugatti an die Vertreterinnen und Vertreter der Länder, Regionen und der Europäischen Kommission, die an dem Treffen teilnahmen. "Wir befinden uns in einem schwierigen historischen Moment, aber unsere Ziele bleiben der Kampf gegen den Klimawandel und die Energiekrise sowie die Beziehung zwischen Zentren und Peripherien in den Alpengebieten." Fugatti wünschte der Schweiz, die 2023 die Eusalp-Präsidentschaft übernimmt, dass sie die gemeinsam gesetzten Ziele weiterhin erreiche.
Alpenländer geeint bei gemeinsamen Herausforderungen
Die Stabübergabe an die Schweiz stand im Mittelpunkt der Pressekonferenz, die heute am Rande der Generalversammlung im Depero-Saal des Trentiner Landhauses stattfand. Dabei wurde insbesondere die Arbeit der Eusalp als gutes Beispiel für eine effiziente Zusammenarbeit zwischen der EU und der Schweiz hervorgehoben.
Christian Rathgeb, Regierungsrat des Kantons Graubünden und Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen, betonte: "Wir haben eine gemeinsame Kultur und auf uns warten gemeinsame Herausforderungen. Zusammenzuarbeiten ist eine Notwendigkeit, um Antworten auf die Herausforderungen für die Gebiete des Alpenraums zu geben. Gemeinsam können wir Zeichen setzen, ob es sich nun um nachhaltige Mobilität, Klimawandel, Raumentwicklung oder Zukunftschancen für die Jugend geht." Der italienische Vorsitz habe ausgezeichnet gearbeitet, mit Freude übernehme nun die Schweiz die Eusalp-Präsidentschaft.
Auch Tirols Landeshauptmann Anton Mattle ging auf die Bedeutung der alpenübergreifenden Kooperation ein: "In den Alpen sind die Auswirkungen des Klimawandels und der Erderwärmung spürbarer als in den Ebenen. Um die Menschen, die dort leben, und die nachfolgenden Generationen zu schützen, müssen wir uns Themen wie dem Transitverkehr, der Entvölkerung der Berggebiete und der Flucht in die Städte gemeinsam stellen."
Bedeutung von Jugend, Frauen, Energie
Im Rahmen der Generalversammlung präsentierte heute zudem der Eusalp-Jugendrat die Ergebnisse seiner Aktivitäten. Wie der Trentiner Bildungs- und Kulturlandesrat Mirko Bisesti erinnerte, „sind im ‚Europäischen Jahr der Jugend‘ eine Reihe von Initiativen mit dem Jugendrat organisiert worden, die anderen Jugendorganisationen im Alpenraum offenstanden.“ Dabei ging es um nachhaltige lokale Entwicklung und um die Stärkung der Beziehungen zwischen dem zentralen und dem inneralpinen Raum, um allen Alpenbewohnern mehr Möglichkeiten - in Bezug auf Arbeit, Studium, Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen - zu bieten. Auch sei es ein Anliegen des italienischen Ratsvorsitzes gewesen, so Bisesti, auf die Rolle der Frauen bei der sozioökonomischen Entwicklung der Alpengebiete hinzuweisen.
Eine weitere Initiative der zu Ende gehenden Präsidentschaft waren die "Energiedialoge", die darauf abzielen, in allen Ländern die Beiträge von Bürgern, Gemeinden und Unternehmen zu den Themen Energiekrise und Energiearmut zu sammeln. Aber auch die Weiterentwicklung der Strategie für den Alpenraum durch die Einrichtung einer technischen Unterstützungsstruktur und die Stärkung der Finanzierungs- und Integrationsprozesse waren wichtige Themen der Präsidentschaft 2022.
Zahlreiche Delegierte aus anderen italienischen Alpenregionen (Aostatal, Lombardei, Piemont, Friaul-Julisch-Venetien, Venetien) und anderen Alpenländern (Frankreich, Deutschland, Österreich, Slowenien, Liechtenstein, Schweiz) sowie institutionelle Vertreter waren heute beim Eusalp-Jahresforum in Trient dabei: So etwa Marco Doglia, italienweiter Eusalp-Koordinator der Abteilung für Kohäsionspolitik des Ministerratsvorsitzes, sowie per Videoverbindung Elisa Ferreira, EU-Kommissarin für Kohäsion und Reformen und Edmondo Cirielli, stellvertretender italienischer Außenminister.
red/mpi - LPA- BZ