Eine Plattform des grenzen- und generationenübergreifenden Austausches, der innovativen Ideenfindung und des gemeinsamen Blicks in die Zukunft – der Tiroltag zum Auftakt des Europäischen Forums Alpbach ist ein Treffpunkt und Schaufenster der Innovations- und Forschungslandschaft der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino. Dieses Jahr stand der Tiroltag, der am heutigen Sonntag (20. August) in Alpbach – im "Dorf der Denkenden" – stattfand, ganz im Zeichen der Energiewende und Klimawandels. Fachleute aus Brüssel und der gesamten Euregio diskutierten gemeinsam über die Herausforderungen, welche die Energiewende und der Klimawandel mit sich bringen. Im Mittelpunkt stand der Austausch mit jungen Menschen und die gemeinsame Suche nach innovativen Lösungsansätzen, um Chancen und Potentiale zu nutzen.
Tiroltag im Zeichen der Jugend
Nach der offiziellen Eröffnung und dem traditionellen Landesüblichen Empfang am Kirchplatz in Alpbach nutzten die drei Landeshauptleute der Euregio, der derzeitige Euregio-Präsident Maurizio Fugatti (Trentino), Arno Kompatscher (Südtirol) und Gastgeber Anton Mattle (Tirol) den Tiroltag, um vor allem mit jungen Menschen in den Austausch zu kommen und gemeinsam mit ihnen zu diskutieren. Am Vormittag bestand dazu Gelegenheit bei der Verleihung der Euregio-Förderpreise (siehe getrennte Presseaussendung), am Nachmittag bei einer gemeinsamen Wanderung zu den Herausforderungen des Klimawandels, in dessen Rahmen auch der neue Klimasimulator der Fachhochschule Kufstein präsentiert wurde.
"Wir sind als Euregio in der glücklichen Lage, unsere Fähigkeit zur Zusammenarbeit gefestigt und unter Beweis gestellt zu haben. Wir wissen die Gelegenheit zu nutzen, unsere Erfahrungen, Fähigkeiten und Ressourcen auszutauschen, um gemeinsame Herausforderungen effektiver und effizienter zu bewältigen. Die grenzübergreifende Zusammenarbeit ist seit Jahrhunderten Grundlage unserer Identität und unseres Erfolgs: Wir sind ein Beispiel dafür, wie innovative Lösungen durch Zusammenarbeit entwickelt und umgesetzt werden können. Die Euregio ist eine Plattform, auf der Ideen und Initiativen zusammenfinden und einen fruchtbaren Boden für wirtschaftliches, soziales und ökologisches Wachstum bilden. Beispiel dafür sind die vielen Projekte, die die Euregio umsetzt", sagt Euregio-Präsident Maurizio Fugatti. Der Trentiner Landeshauptmann erinnerte daran, dass "wir in diesen zwei Jahren der Trentiner Präsidentschaft dazu beigetragen haben, dass Euregio als eine Wirklichkeit wahrgenommen und anerkannt wird, die das Leben der Menschen in unseren Gebieten direkt beeinflusst, zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt und gleichzeitig die Einmaligkeit unserer Kultur und Identität wahrt. Wir werden weiterhin zusammenarbeiten, unsere Ideen austauschen, voneinander lernen und unsere drei Länder in eine nachhaltige (Energie-)Zukunft führen."
Der Tiroler Landeshauptmann und Gastgeber Anton Mattle erklärt: "Die Energiekrise hat deutlich gemacht, dass wir uns der Zukunft ohne Scheuklappen stellen müssen." Das Europäische Forum Alpbach sei der ideale Ort, um verschiedenste Denkanstöße aufzunehmen. "Gerade in innovativen Technologien und erneuerbaren Energieträgern liegt ein enormes Potential – nicht nur im Hinblick auf den Klimaschutz, sondern auch auf die Energieunabhängigkeit unserer Länder", sagt Mattle und verweist auf das Ziel Tirols, den gesamten Energiebedarf bis 2050 aus heimischen, erneuerbaren Ressourcen klimaschonend zu decken. Die Ziele reichen von von einem umfassenden Ausbau der Wasserkraft über die Vervielfachung der Nutzung der Sonnenenergie auf knapp ein Drittel des Energiebedarfs bis hin zur Errichtung von Windrädern.
Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher betont, wie wichtig es sei, den jugendlichen Optimismus zu pflegen, denn gerade diesem entspringe oft die nötige innovative Kraft, um große Herausforderungen zu meistern. "Die Südtiroler Landesregierung hat mit der Nachhaltigkeitsstrategie und dem Vorsatz, bis 2040 klimaneutral zu werden, ambitionierte Ziele ausgegeben. Das Ermutigende daran ist, dass diese Neuausrichtung auch große Chancen bietet. Viele technische Voraussetzungen sind bereits vorhanden, und in einer Zukunft ohne Scheuklappen – um Amtskollegen Mattle zu zitieren – werden innovative Köpfe Grenzen überwinden und Wege zu neuen Lösungen eröffnen, die wir heute noch nicht im Blick haben. Wir haben jetzt aber die Verantwortung, dafür die Voraussetzungen zu garantieren, indem wir konsequent die Nachhaltigkeitsziele verfolgen und jeden Tag hart daran arbeiten", unterstreicht Kompatscher.
Andreas Treichl, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, ergänzt im Sinne des englischsprachigen Mottos "Bold Europe": "Der rege Austausch der zahlreichen Besucherinnen und Besucher aus Tirol, Südtirol und Trentino sowie das rege Interesse an einem nationalen wie internationalen Austausch soll dazu beitragen soll, Europa zu stärken."
Gastrednerin Mechthild Wörsdörfer, stellvertretende Generaldirektorin der EU-Generaldirektion Energie, verwies auf die vom Ukraine-Krieg ausgelöste "Energie- Wirtschaftskrise". Vor der dringenden Frage nach einer sicheren Energie-Versorgung habe die EU mit ihrem Programm Programm 'Repower EU', reagiert, dessen Hauptziele auf Energie sparen und Energieeffizienz sowie einen diversifizierten Energiemix abzielen. Die EU wolle den Ausbau erneuerbarer Energiequellen massiv vorantreiben. Dazu zählen neben Wind und Sonne auch Wasserkraft, Biomasse und der erneuerbare Wasserstoff.
Euregio-Walk mit Fokus auf Klimawandel
Als besonderes Highlight des Tiroltages fand heuer erstmals der Euregio-Walk statt. Gemeinsam mit Studierenden, frischgebackenen Meisterinnen und Meistern aus verschiedenen Professionen und weiteren Interessierten trat Landeshauptmann Mattle die Wanderung entlang des Mittleren Alpbacher Höhenwegs an, um gemeinsam über die Herausforderungen des Klimawandels und verschiedene Lösungsansätze zu diskutieren.
Der Klimaexperte Michael Staudinger gab beim Euregio-Walk Inputs zur aktuellen Situation und der weiteren Entwicklung des Klimawandels. "Das Klima in den Alpen hat sich bereits verändert. Je nachdem, wie sehr unsere Gesellschaft bereit ist, Verantwortung für die Klimabedingungen der kommenden Generationen zu übernehmen, kommen auf uns besser oder schlechter verträgliche Szenarien zu", ist der ehemalige Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) überzeugt.
Am Ziel der Wanderung auf der Zirmalm konnten die Teilnehmenden zudem den neuen Klimasimulator begutachten. Mit der von Studierenden der Fachhochschule Kufstein entwickelten Anwendung können die Auswirkungen verschiedener Maßnahmen – vom Ausbau erneuerbarer Energiequellen bis hin zur Entwicklung neuer Technologien – auf unseren Planeten und das Klima simuliert und nachvollzogen werden. Der Klimasimulator sei ein spannender Ansatz und zugleich ein wertvolles Werkzeug, um sich über den Klimawandel und zielführende Maßnahmen zu informieren, zeigte sich Landeshauptmann Mattle von der Anwendung begeistert. Projekte wie diese seien es, die Bewusstsein für aktuelle Herausforderungen schafften und uns Anreize böten, Lösungen zu finden.
Denkfabrik EuregioLab erarbeitet Lösungsvorschläge
Neben der Verleihung der Euregio-Awards, dem Euregio-Walk sowie Vorträgen und Diskussionen rund um die Themen Energiewende, Versorgungssicherheit und Klimawandel bildete der heutige Tiroltag zudem den Startschuss für das EuregioLab: die Denkschmiede der Europaregion. Unter der Leitung von Europarechtsexperte Walter Obwexer von der Universität Innsbruck wird der Think-Tank, bestehend aus rund 20 Energiefachleuten aus allen drei Landesteilen nun prüfen, in welchen Energiebereichen grenzüberschreitende Maßnahmen gebraucht werden und wie diese aussehen können. Bis zur nächsten Sitzung des Euregio-Vorstands im Herbst wird das EuregioLab der Politik ein Thesenpapier mit ersten konkreten Lösungsvorschlägen zur Energiewende vorlegen. "Die Euregio hat im Bereich Energie ein großes Potential, um als gutes Beispiel in der europäischen Energielösung voranzugehen. Gerade in Hinblick auf die Energiewende und die Akzeptanz der Maßnahmen bedarf es einer fundierten wissenschaftlichen Basis, einer breiten Ideensammlung und Abstimmung mit verschiedensten Interessensgruppen", betonte abschließend Tirols Landeshuaptmann Mattle.
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