"Mit assoziativ aufgeladenen Geflechten und einer ungewöhnlichen perspektivischen Darstellung nähert sich Sophia Mairer behutsam imaginierten Orten an und lässt es auf einen Versuch ankommen, tradierte Sehgewohnheiten und die damit verbundenen Denkprozesse zu unterwandern." So beschreibt die Webseite der Wiener Akademie der Bildenden Künste das aktuelle Schaffen der Tiroler Künstlerin Sophia Mairer, die in diesem Jahr mit dem Paul-Flora-Preis ausgezeichnet wird. Diese Entscheidung fällte jüngst die Jury, die sich aus Sabine Gamper (Land Südtirol), Nina Tabassomi (Land Tirol) und Andreas Flora (Familie Flora) zusammensetzt. Verliehen wird der Paul-Flora-Preis am 9. September in der Geburtsstadt von Paul Flora, in Glurns.
Die Begründung
In der Begründung der Jury heißt es: "Sophia Mairer vertieft sich in die Debatten um unseren Planeten und trägt diese zugleich spielerisch und präzise in den Diskurs der Malerei hinein. Die Fragen, die daraus entstehen, münden in immer neue Versuche mit diesem traditionellen Medium umzugehen – mal werden die Malereien Teil von Skulpturen und ihr Träger ist dünnes Papiergewebe, mal gibt es so viele unterschiedliche Perspektiven gleichzeitig, dass das menschliche Auge wie der Körper der Betrachtenden eingeladen werden, andere Erfahrungen des Schauens und Wahrnehmens zu praktizieren." Mairers Malereien könnten dabei helfen, der Vielfalt des Lebendigen demütiger und freudvoller zu begegnen.
Sophia Mairer setze sich in ihrem Werk unvoreingenommen und feinfühlig mit dem Kosmos auseinander, unterstreicht Landesrat Philipp Achammer, wozu sie die Malerei unkonventionell einsetze und fließende Übergänge zur Bildhauerei schaffe. "Diese Auseinandersetzung sei äußerst aktuell und spiele auch bei der Vergabe des Paul-Flora-Preises eine wichtige Rolle", sagt Landesrat Achammer.
Vita und Anerkennungen
Sophia Mairer wurde 1989 in Innsbruck geborenen und ist bei Telfs aufgewachsen. Die Künstlerin begann 2008 ein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, wechselte 2009 an die Universität für angewandte Kunst, wo sie bis 2015 Kunst und Kommunikative Praxis, Design, Architektur und Environment für Kunstpädagogik studierte. 2011/12 verbrachte sie ein Studienjahr an der Faculdade de Belas Artes Lisboa. Von 2012 bis 2018 studierte sie zusätzlich Malerei an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Henning Bohl, Johanna Kandl und Thomas Zipp. Als Co-Teacher war sie 2017 und 2018 bei der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg tätig. Seit 2022 ist sie Assistentin von Judith Eisler in der Klasse für Malerei und Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Die Künstlerin wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Emanuel und Sofie Fohn-Stipendium (2015), dem Förderpreis der RLB Kunstbrücke (2016) und dem Förderpreis für zeitgenössische Kunst des Landes Tirol (2020). 2017 wurde sie im Rahmen der Kunstankäufe der Stadt Innsbruck gewürdigt, 2018 durch einen Aufenthalt im Künstlerhaus Paliano bei Rom.
Der Paul-Flora-Preis
Der Paul-Flora-Preis wurde ursprünglich 2002 anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers Paul Flora († 2009) vom Land Tirol zur Förderung junger Tiroler Kunstschaffender gestiftet. Nach dem Tod des Künstlers griffen die Landesregierungen von Tirol und Südtirol diese kurze Tradition gemeinsam wieder auf. Seit 2010 wird der Paul-Flora-Preis in Erinnerung an den Künstler jährlich abwechselnd in Tirol und in Südtirol an junge Künstlerinnen und Künstler für hervorragende Leistungen in der zeitgenössischen Bildenden Kunst nördlich und südlich des Brenners verliehen.
LPA/jw