Im Rahmen des Euregio-Kulturdonnerstag fand am Abend des gestrigen (15. Juni) Donnerstaga in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Waaghaus in Bozen die Abschlussveranstaltung des Euregio-Projekts "Historegio" statt. Ziel des universitären Forschungsprojekts war es, die Zusammenarbeit zwischen den drei Euregio-Universitäten Innsbruck, Bozen und Trient in Hinblick auf die gemeinsame Geschichtsforschung zu intensivieren und die Vernetzung voranzutreiben. Fazit: Unter der Schirmherrschaft der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino konnte das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.
Fünf Jahre grenzüberschreitende Geschichtsforschung
Im Projektzeitraum von 2018 bis 2023 sei es gelungen, die regionalgeschichtliche Forschung der drei Universitäten in vielerlei Hinsicht aufzuwerten und auf eine starke kooperative Grundlage zu stellen, wie gestern Abend einleitend Christoph von Ach von der Euregio betonte. Das universitäre Modellprojekt habe dazu beigetragen, die regionalgeschichtliche Forschung im Euregio-Raum zu intensivieren und im mehrsprachigen und grenzüberschreitenden Kontext besser zu vernetzen. Geleitet wurde es von Brigitte Mazohl und Gunda Barth-Scalmani von der Universität Innsbruck, Oswald Überegger von der Universität Bozen und Andrea Leonardi von der Universität Trient.
Nationbuilding, technologischer Fortschritt und Annexion Südtirols
Als konkretes Ergebnis der Zusammenarbeit wurden in den letzten Jahren mehrere regionalhistorische Forschungsprojekte umgesetzt, die sich mit drei Schwerpunktthemen beschäftigten: Die Frage des regionalen "Nationbuildings" – also die nationalen Gegensätze in Tirol vor 1914 – stand in den Forschungen des Instituts für Geschichte der Universität Innsbruck unter der Projektleitung von Alexander Piff im Mittelpunkt.
Die Historegio-Gruppe der Universität Trient unter der Projektleitung von Francesco Frizzera beschäftigte sich hingegen mit der Geschichte des technologischen Fortschritts der letzten 200 Jahre in der Region.
Die Mitarbeiterinnen des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte der Universität Bozen, Magda Martini und Alice Riegler, konzentrierten sich auf die Erforschung der Zäsur des Ersten Weltkriegs und der Geschichte der Annexion Südtirols aus italienischer Sicht.
Geschichtsvermittlung der anderen Art
In der Projektlaufzeit wurden mehrere regionalgeschichtliche Veranstaltungen und Initiativen zu den Fokusthemen durchgeführt und einschlägige Publikationen veröffentlicht. Neben der wissenschaftlichen Forschung in einem interuniversitären und mehrsprachigen Umfeld wurden viele Initiativen im Bereich der Geschichtsvermittlung für ein breiteres, historisch interessiertes Publikum durchgeführt. Zudem hat sich "Historegio" in besonderer Weise darauf konzentriert, Regionalgeschichte auch über moderne Kommunikationskanäle und soziale Medien zugänglich zu machen. Zum Zweck der Vermittlung von Regionalgeschichte an eine breitere Öffentlichkeit wurden in 36 Folgen sogenannte "Quellen des Monats" auf der Homepage der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino präsentiert, die Einsichten in die umfangreichen Quellenmaterialien geben, die im Rahmen des Projektes zusammengetragen wurden.
Mit Wissenschaftspublikationen Sprachgrenzen überwinden
Mit dem Projekt "Historegio" wurde der interkulturelle Wissensaustausch durch die Übersetzung bedeutender regionalgeschichtlicher Publikationen in die jeweils andere Sprache – Deutsch und Italienisch – gefördert. Die übersetzten Publikationen sollen dazu beitragen, das Bewusstsein und das Interesse für relevante Themen der gemeinsamen Geschichte innerhalb der Euregio zu wecken. Zu diesen Publikationen mit regionalhistorischen Themen gehört die für ein breites Publikum gedachte und gestern vorgestellte Publikation "Begehrtes Land – Geteiltes Land / Terra ambita – terra divisa. Modernisierung und Wandel in Alttirol / Modernizzazione e mutamenti nel Tirolo storico". Vorgestellt wurde gestern auch die Neuerscheinung "Tirol 1918/19. Neuorientierungen zwischen Krieg und Frieden".
LPA/red/jw