Am Morgen des 24. Februar 2022 war die Welt geschockt. Der russische Präsident Vladimir Putin hatte einen Krieg gegen die Ukraine befohlen, den er als "Spezialoperation" gegen angeblich neonazistische Kräfte in der Ukraine bezeichnet. Ein Ende der Kampfhandlungen ist auch ein Jahr nach dem Beginn des Krieges noch nicht abzusehen.
Über den Ukraine-Krieg wurde gestern Abend (18. Mai) im Rahmen des Euregio-Kulturdonnerstags im Waaghaus in Bozen diskutiert. Der Politikwissenschaftler mit der Spezialisierung auf internationale Beziehungen und Sicherheitsforschung im post-sowjetischen Raum, Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck, die Bozner Unternehmerin ukrainischer Abstammung, Natalya Ostapova, und der ehemalige Direktor des Russischen Zentrums Borodina in Meran, Lukas Pichler, haben unter der Moderation von Patrick Rina den Versuch unternommen, Antworten auf die komplexen Fragestellungen rund um den Ukraine-Krieg zu finden.
Komplexe Fragestellungen um den Ukraine-Krieg diskutiert
Angesprochen auf ein von allen Seiten ersehntes, baldiges Ende des Krieges im Zuge von Verhandlungen, unterstrich Universitätsprofessor Gerhard Mangott: "So verständlich der Wunsch nach einer Verhandlungslösung ist, so unwahrscheinlich ist diese. Beide Seiten setzten auf den Erfolg auf dem Schlachtfeld, und stellen für Verhandlungen Bedingungen, die für die jeweils andere Seite in akzeptabel sind."
Auch die Auswirkungen dieses Krieges auf die ukrainischen und russischen Gemeinschaften in der Europaregion wurden gestern thematisiert und wie der Krieg von diesen erlebt wird. Lukas Pichler erhob dazu eine mahnende Stimme: "Auch für die Europaregion gilt: Je älter unsere russländischen Mitbürger und Mitbürgerinnen sind, desto aufgebrachter sind sie über die Gegenwehr der Ukrainer auf den Einmarsch. Das wirft die Schatten zum Ursprung des Krieges auf ein, im Kern, noch sowjetisches Weltbild. Das sollte uns bewusst machen, wie wichtig es ist, wer unseren Kindern Werte und Wissen vermittelt."
Und Nataliya Ostapova resümierte nüchtern: "Im Krieg gibt es keine Gewinner oder Verlierer, vor allem nicht in diesem Krieg. Russland hat den freien Geist der ukrainischen Nation durch seine Entnationalisierung nur noch weiter gestärkt."
Christoph von Ach, Vertreter des Landes Südtirol in der Euregio, konnte unter den vielen Besuchenden auch Südtirols Landeshauptmannstellvertreterin Waltraud Deeg und Landesrat Massimo Bessone begrüßen.
Nächster Euregio-Kulturdonnerstag über Historegio
Die Euregio-Kulturdonnerstage werden in der Regel jeden dritten Donnerstag im Monat organisiert und bieten die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Euregio-Themen auseinanderzusetzen. Die Initiative wurde im vergangenen Jahr von der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Waag ins Leben gerufen.
Der nächste Euregio-Kulturdonnerstag steht am 15. Juni auf dem Programm und ist dem Euregio-Projekt Historegio gewidmet, mittels dem geschichtswissenschaftliche Erkenntnisse für ein historisch interessiertes Publikum aufbereitet werden.
LPA/red/jw