Zum Euregio-Gemeindetag 2023 sind am heutigen Freitag (21. Juli) Vertretende der Gemeinden, der Euregio und Fachleute aus Südtirol, dem Trentino und Tirol in Cavalese im Fleimstal zusammengekommen. Im Fokus stand die Forstwirtschaft: Waldbrüche, Borkenkäfer, extreme Wetterereignisse und die Strategien, um diesen Problemen entgegenzuwirken. Diskutiert wurden aber auch Maßnahmen zur Schadensminderung und zur Bereitstellung von Ökosystemleistungen durch Wälder und Weiden. Das Thema der großen Beutegreifer fand ebenso Raum. Dabei sprachen sich die Gemeinden für die zunehmende Notwendigkeit einer tiefgreifenden Überarbeitung der bestehenden Regelungssysteme aus. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Trentiner Gemeindenverband. Anwesend war auch Euregio-Präsident Maurizio Fugatti sowie viele Trentiner Landesregierungsmitglieder. Südtirols Landesregierung war durch Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer vertreten, Südtirols Gemeinden durch Gemeindenverbandspräsidenten Andreas Schatzer.
Der Präsident der Trentiner Gemeinden und derzeitige Präsident der Euregio-Gemeinden, Paride Gianmoena, unterstrich die Rolle der Gemeinden in der Verwaltung von Raum und Landschaft: Es sei wichtig, sich den komplexen Herausforderungen, die mit den raschen Veränderungen einhergehen, gemeinsam zu stellen. "Nur durch eine gemeinsame Anstrengung können wir die Wälder schützen, die Auswirkungen des Klimawandels abmildern und die biologische Vielfalt erhalten", betonte Gianmoena: Die Gemeinden, als Körperschaften mit besonderer Bürgernähe, seien einem verantwortungvollen Umgang mit den Ressourcen ihres Einzugsgebietes verpflichtet. Die Zusammenarbeit der drei Länder und deren Gemeinden werde auch im Management der großen Beutegreifer und bei entsprechenden Neuregelungen eine grundlegende Rolle spielen, sagte der Trentiner Gemeindenpräsident.
Euregio-Präsident Fugatti: "Rat der Gemeinden als direkter Kanal zur Euregio"
Der Trentiner Landeshauptmann und Euregio-Präsident, Maurizio Fugatti, hob die wichtige Rolle der Gemeinden in der euregionalen Zusammenarbeit hervor: "Der Rat der Gemeinden bildet einen direkten Kommunikationskanal zur Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Auf diese Weise können grenzüberschreitende Probleme koordiniert angegangen werden, wobei sichergestellt ist, dass die Entscheidungen den Interessen der Gemeinden Rechnung tragen. Für das Raubtiermanagement ist beispielsweise eine tiefgreifende Neuregelung unbedingt erforderlich. Dabei sind es die Bürgerinnen und Bürger selbst, die ein gemeinsames Vorgehen zur Lösung dieses Problems fordern. Die Euregio will das Sprachrohr dieser Forderungen sein."
Die Trentiner Landesrätin für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei, Giulia Zanotelli, ging in ihrem Statement auf das Schwerpunktthema des Euregio-Gemeindentages, die nachhaltige Waldbewirtschaftung ein. Sie gab zu bedenken, dass sich die Wälder der Euregio nach den großen Schäden durch das Sturmtief "Vaia" und den Borkenkäferbefall, in einem starken Wandel befänden. Notsituationen beträfen alle drei Länder, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Die Landesrätin forderte ein einheitliches und gemeinsames Vorgehen, um diese Probleme zu bewältigen: "Es gilt, Synergien zu stärken: beim Austausch von Überwachungsdaten, bei der Fachausbildung des Personals, bei der Suche nach innovativen Methoden zur Bekämpfung des Borkenkäfers und bei der Arbeit der Baumschulen."
Landesrätin Hochgruber Kuenzer: "Nachdenken über Gleichgewicht in der Natur"
Südtirols Landesrätin für Raumordnung und Landschaftsschutz, Maria Hochgruber Kuenzer, verwies auf die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Reflexion: "Die Zeiten, in denen der Wald als 'Bank' eines Betriebs oder einer Gemeinde bezeichnet wurde, sind vorbei. Der Begriff 'Nachhaltigkeit' kommt aus der Forstwirtschaft, wo der Grundsatz gilt: Nicht mehr Holz schlagen, als nachwachsen kann. Dieses Gleichgewicht, das mit den Naturereignissen zusammenhängt, ist außer Kontrolle geraten und fordert uns zum Nachdenken auf."
"Ein gesunder Wald ist eine der Voraussetzungen, um die Klimaziele zu erreichen, die wir uns für 2040 gesetzt haben", betonte in Cavalese der Präsident des Südtiroler Gemeindenvernbands, Andreas Schatzer. "Daher ist es wichtig, dass wir uns über die Grenzen unseres Landes, um die Gesundung der Wälder bemühen."
Auf die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wies der Präsident des Tiroler Gemeindeverbands, Ernst Schöpf, hin: "Der Euregio-Gemeindetag ist ein klares Bekenntnis der Gemeindeverbände zur Euregio Tirol-Südtirol-Trentino. Ein Tag, der die Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern auf der Ebene der Gemeinden in den Mittelpunkt stellt, das heißt, der kleinsten politischen Einheiten, die gleichzeitig die bürgernächsten sind."
Eröffnet worden war der Euregio-Gemeindentag im Haus der Talgemeinde Fleims (Magnifica Comunità di Fiemme) in Cavalese im Beisein des Bürgermeisters von Cavalese, Sergio Finato, und des Präsidenten (Scario) der Talgemeinde Fleims (Magnifica Comunità di Fiemme), Mauro Gilmozzi. Anwesend waren zudem die Trentiner Landesregierungsmitglieder Mario Tonina, Stefania Segnana, Mirko Bisesti und Mattia Gottardi. Auf die Eröffnung folgte ein Umzug der Fleimstaler Traditionsverbände.
Runder-Tisch-Gespräch und Lokalaugenscheine
Das Tagungsthema "Nachhaltige und widerstandsfähige Waldbewirtschaftung in der Euregio" wurde im Rahmen eines Runden-Tisch-Gesprächs mit den Direktoren der Forstbehörde der drei Länder, Günther Unterthiner (Südtirol), Josef Fuchs (Tirol) und Giovanni Giovannini (Trentino) vertieft. Südtirols ehemaliger Forstchef, Mario Broll, moderierte das Gespräch über die Auswirkungen der aktuellen Veränderungen, die einen neuen Ansatz für die Waldbewirtschaftung notwendig machten, wie betont wurde.
Im Anschluss tagte der unter der Tiroler Präsidentschaft gegründete Euregio-Rat der Gemeinden zum zweiten Mal. Am Nachmittag standen Lokalaugenscheine in Gebieten an, die Bewirtschaftungsstrategien umgesetzt haben, unter anderem bei den Lärchenwäldern in Ville di Fiemme, am Lavazèjoch und im Landesforst des Cadino-Tals.
LPA/red/jw