Zum ersten Mal nach Monaten der Stille ist am heutigen Sonntag (22. Oktober) wieder die Friedensglocke des Alpenraums erklungen. Nach einem Riss in der alten Glocke musste daraus eine neue gegossen werden. Gleichzeitig wurde die Glocke rund hundert Meter Luftlinie an den nordwestlichen Ortsrand von Mösern in der Gemeinde Telfs im Land Tirol versetzt. Dort ist in einer Bauzeit von knapp sechs Monaten eine barrierefreie Aussichtsplattform mit der Glocke im Zentrum und umgebenden Sitzmöglichkeiten entstanden. Das Monument wurde am heutigen Sonntag (22. Oktober) in einem Festakt mit Landesüblichem Empfang und der Ernennung von Bischof Hermann Glettler und dem ehemaligen Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa zu Botschaftern der Friedensglocke feierlich eröffnet.
Die mit zehn Tonnen Gewicht größte freistehende Glocke im Alpenraum war im Jahr 1997 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) in Mösern errichtet worden. Seitdem hat sie täglich um 17 Uhr geläutet und damit eine Friedensbotschaft für den gesamten Alpenraum ausgesandt. Erst im Vorjahr hatten sich die Regierungschefs der zehn Bündnisländer aus Österreich, Italien, Deutschland und der Schweiz an der Friedensglocke versammelt, um das 50-Jahr-Jubiläum des Alpenbündnisses zu feiern. Danach übernahm die seit über 400 Jahren bestehende Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck den Neuguss der Glocke.
Friedensprojekt Arge Alp
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle betonte im Rahmen der Feierlichkeiten: "Frieden ist der Klang, den unsere Welt gerade jetzt am dringendsten braucht. Ob in der Ukraine oder im Nahen Osten – weltweit führen uns Kriege und Konflikte vor Augen, dass Frieden alles andere als selbstverständlich ist. Wir dürfen und müssen uns glücklich schätzen, in einem friedlichen Alpenraum, eingebettet in das größte Friedensprojekt – die Europäische Union – leben zu dürfen." Frieden sei ein kostbares Gut, das geschützt und gefördert werden muss – von jeder und jedem Einzelnen. Die Arge Alp arbeite seit über 50 Jahren grenzüberschreitend zusammen. Die Friedensglocke des Alpenraums sei ein Symbol für diese erfolgreiche Zusammenarbeit und verbreite – nun im neuen Kleid – weiterhin den Klang von Harmonie und Eintracht im Alpenraum.
Botschafterinnen und Botschafter der Friedensglocke
Seit 1998 werden regelmäßig "Botschafterinnen bzw. Botschafter der Friedensglocke" ernannt – 53 Personen und Vereinigungen sind es bisher. Es handelt sich hierbei um Menschen und Institutionen, die durch ihr Lebenswerk Grenzen überschritten und in den Bereichen Kultur, Sport, Wirtschaft, Medizin, Politik, Gemeinwesen oder Religion Wesentliches geleistet haben und leisten. Im Rahmen des Festakts ernannte die Marktgemeinde Telfs diesmal Bischof Hermann Glettler sowie den ehemaligen Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa zu Botschaftern der Friedensglocke.
Bischof Hermann Glettler nannte die "Sehnsucht nach Frieden den stillen Herzklang, den wir alle in uns tragen. Er wird übertönt und gestört vom Getöse empörter Anklagen und empathieloser Kommentare. Der starke Klang der Friedensglocke ist eine dringliche Mahnung, in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens Räume für Dialog, Versöhnung und Begegnung zu öffnen". Die Friedensglocke sei bereits seit Jahrzehnten ein stimmiges Zeichen einer faszinierenden menschlichen Verbundenheit im Alpenraum.
Herwig van Staa erinnerte an die Entstehungsgeschichte der Friedensglocke, die auf den damaligen Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer zurückgeht: "Die Idee, eine große Tiroler Friedensglocke zu gießen, hat Wallnöfer bereits seit der 150-Jahr-Feier der Erhebung Tirols bis zu seinem Tode beschäftigt. Leider war es ihm nicht vergönnt, diese Idee in die Tat umzusetzen." Dem langjährigen Bürgermeister von Telfs, Helmut Kopp, sei es durch unermüdlichen Einsatz und mit Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer gelungen, dieses Friedensglockenprojekt zum 25-jährigen Jubiläum der Arge Alp 1997 zu realisieren.
red/gst LPA ST