Vor 20 Jahren initiierten Tirol und das Trentino ein Austauschprojekt: Lehrpersonen an allgemeinbildenden Pflichtschulen in Tirol und im Trentino sollten voneinander lernen und verstärkt grenzüberschreitend zusammenarbeiten. Das Projekt fördert damit nicht nur die Fremdsprachenkompetenz, sondern ermöglicht auch einen Austausch über Pädagogik, Didaktik und Methodik. Und es erwies sich als Erfolg: Seither haben bereits 500 Lehrpersonen, viele davon auch mehrfach, aus allen Pflichtschultypen teilgenommen. Diese Woche fand am Tiroler Bildungsinstitut (TBI) Grillhof zum 20-jährigen Jubiläum ein gemeinsames Treffen von insgesamt 30 Lehrpersonen aus Tirol und dem Trentino sowie der Bildungsdirektion für Tirol und dem Trentiner Amt für Bildungsangelegenheiten (Ufficio Programmazione e Organizzazione dell’istruzione) statt.
Auch Tirols LHAnton Mattle gratuliert und hebt zudem die Relevanz solcher grenzüberschreitenden Bildungsprojekte hervor: „Durch sprachliche, sportliche und kulturelle Begegnungen erhalten die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen die Möglichkeit, ihre kulturelle gemeinsame Identität sowie das historische Selbstverständnis zu erweitern. Dadurch wird der europäische Gedanken nachhaltig gefördert und die junge Generation auf ein Leben in der Europaregion vorbereitet.“ Auch LHMaurizio Fugatti (Trient) betont: „Das Trentino bietet mit diesem Projekt Lehrenden und Lernenden die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und ist ein Beispiel dafür, wie die verschiedenen Partnerschaften mit Tirol zu einer positiven grenzüberschreitenden Zusammenarbeit führen können.“
Zum 20-jährigen Bestehen beschreibt der derzeitige Euregio-Präsident und Südtirols LHArno Kompatscher die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino als idealen Rahmen für ein solches Projekt: „Das Austauschprojekt ermöglicht seit nunmehr zwanzig Jahren eine grenzüberwindende Zusammenarbeit von Lehrpersonen und Schulen. Diese Kooperation, diese gemeinsame Bildungsarbeit, bei der Geschichte, Kultur und Identität, aber auch die Begegnung der Euregio-Sprachen eine zentrale Rolle spielen, trägt dazu bei, die Euregio zu einen und den europäischen Integrationsprozess voranzutreiben.“
Bildung über die Grenzen hinweg
Im Rahmen des Austauschprojektes sollen durch das gegenseitige Kennenlernen der Unterrichtsmethoden diesseits und jenseits des Brenners der Horizont der Lehrenden und Lernenden gleichermaßen erweitert werden. Gleiches gilt auch für den interkulturellen Austausch: Dieser ergibt sich durch das wechselseitige Kennenlernen von Sitten und Gebräuchen. Wie groß die Bandbreite der behandelten Inhalte sein kann, zeigen die Themen des vergangenen und des aktuellen Schuljahres. Es wurden einerseits „Märchen und Sagen“ und andererseits „Blaulichtorganisationen“ behandelt.
Wie wichtig der Austausch und die Zusammenarbeit gerade im Bildungsbereich ist, betont Tirols Bildungslandesrätin Cornelia Hagele: „Das Knüpfen von Kontakten über die Landesgrenzen hinweg und die Pflege persönlicher Beziehungen sind wichtige Elemente einer gelebten Partnerschaft und wertvolle Beiträge zur Zusammenarbeit innerhalb der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Europäische Integration beginnt bei unseren Kindern – und damit vor allem auch in der Bildung.“
"Dieses erste Treffen gibt auch den Startschuss für die weitere Zusammenarbeit zwischen den Lehrerinnen und Lehrern in diesem Schuljahr. Im Laufe dessen haben sie die Möglichkeit, sich gegenseitig in den Schulen der beiden Gebiete zu besuchen. Im Mai findet dann das Abschlusstreffen im Trentino statt, an dem auch zwei Innsbrucker Schulen teilnehmen werden", erklärt die Trentiner Bildungslandesrätin LHStvin Francesca Gerosa.
Bunte Vielfalt an Euregio-Bildungsprojekten
Neben dem Austauschprojekt zwischen Tirol und dem Trentino werden weitere grenzüberschreitende Bildungsprojekte innerhalb der Europaregion gefördert: Zum Beispiel wurde der Wettbewerb „Euregio macht Schule“ im Schuljahr 2022/23 bereits zum zweiten Mal in den Schulen aller drei Landesteile angeboten. Dabei können Schulkinder im Alter zwischen sieben und 14 Jahren teilnehmen und sich aktiv mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Euregio auseinandersetzen. Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren erhalten zudem im Rahmen des jährlich stattfindenden Euregio-Jugendfestivals einen Einblick in die Kultur, Sprache und Geschichte des jeweiligen Austragungsortes.
Eine Übersicht zu allen Projekten im Bereich Bildung und Forschung ist auf der Website der Euregio zu finden.
Über das Tirol – Trentino Austauschprojekt
Im Schuljahr 2001/2002 wurde die Kooperation durch die damalige Bildungsabteilung des Landes Tirol und den Landesschulrat für Tirol ins Leben gerufen. Die rechtliche Basis wurde durch ein „Protokoll“ – einer Art Staatsvertrag – zwischen Land Tirol und Autonomer Provinz Trient geschaffen. Am Austauschprogramm teilnehmen können alle Lehrpersonen, die im Pflichtschulbereich tätig sind (Volksschule, Mittelschule, Polytechnische Schule und Allgemeine Sonderschule) und über Italienisch-Grundkenntnisse verfügen.
Land Tirol/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit