Drei Wochenenden, drei Landesteile, zwei Sprachen: Das ist die Euregio-Akademie, die seit 2014 junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren aus dem Trentino, Südtirol und Tirol die Möglichkeit bietet, die Euregio und die Gründe für dieses grenzüberschreitende Kooperationsprojekt kennenzulernen. Am vergangenen Wochenende fand in Arco Teil drei der Euregio-Akademie 2023 statt, die damit ihren Abschluss gefunden hat. Auf dem Programm standen Workshops, Vorträge, Debatten und Erfahrungsberichte zur Komplexität der trentinisch-tirolerischen Identität in der Gegenwart und in der Geschichte. Referenten waren der Historiker und Bestsellerautor Francesco Filippi, der ehemalige Parlamentsabgeordnete Giorgio Postal und Rechtsprofessor Jens Woelk von der Universität Trient.
Die erste Etappe der diesjährigen Ausgabe war anfangs Juli in Toblach über die Bühne gegangen. Dabei standen der Ukraine-Konflikt und die Aussicht auf die Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union im Mittelpunkt. Der zweite Teil fand wie schon in den Vorjahren im Rahmen des Europäischen Forums in Alpbach Ende August statt, wo die Akademie-Teilnehmenden mit innovativen Köpfen aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur zusammengetroffen sind, um gemeinsam zu verstehen, wie ein stärkeres und demokratischeres Europa aufgebaut werden kann.
Identitäten im Mittelpunkt
Im Rahmen der abschließenden Etappe analysierten die Jugendlichen der Euregio-Akademie am Wochendende in Arco den Kern der eigenen Identität, um zu begreifen, wie die historischen Wurzeln mit den entscheidenden Fragen der Gegenwart verwoben sind. Das von der Euregio gemeinsam mit der "Fondazione Trentina Alcide De Gasperi" auf die Beine gestellte Veranstaltungsprogramm umfasste einen Vortrag des Historikers Francesco Filippi zum Thema "Identitäten in der europäischen Geschichte", eine Debatte zwischen der Forscherin der "Fondazione Museo storico del Trentino", Elena Tonezzer, und dem Historiker Giorgio Mezzalira zum Thema "Identitäten im Raum Trentino-Tirol".
Unter den Titel "Der Dialog gewinnt über die Gewalt: Der Weg der Koexistenz in den Augen eines Zeitzeugen" stellte der ehemalige Abgeordnete und Präsident der "Fondazione Museo storico del Trentino", Giorgio Postal seinen Erfahrungsbericht, mit dem er die Teilnehmenden dazu aufforderte, "über die Dynamik der Kontingente hinauszublicken". Der Professor für vergleichendes öffentliches Recht an der Universität Trient, Jens Woelk, legte in seinem Vortrag über die "Europäischen Regionen und das Europa der Regionen" Ansichten über die Zukunft der Euregio und Europa als Ganzes dar.
Die Vertreterin des Trentino im Generalsekretariat der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino, Elisa Bertò, zeigte sich zufrieden über diese dritte Etappe der Euregio-Akademie 2023 im Trentino: "Die enge Zusammenarbeit mit der 'Fondazione Trentina Alcide De Gasperi' hat es ermöglicht, wichtige Themen wie Geschichte und Kultur für die Bildung von Identität zu erörtern. Eine Identität, die nie nur individuell, sondern immer auch kollektiv ist und eine Reflexion über die Wurzeln und die politisch-rechtlichen Voraussetzungen der Trentiner Autonomie erforderlich macht."
Der Direktor der "Fondazione Trentina Alcide De Gasperi", Marco Odorizzi, pflichtete bei: "Mit dieser fünften Ausgabe bestätigt sich die Euregio-Akademie als privilegierter Ort, an dem die Euregio jenseits von Schemata und Rhetorik gelebt und gedacht werden kann. Allerdings reichen die aus dem zwanzigsten Jahrhundert übernommenen Lösungen für die Zwanzig- und Dreißigjährigen von heute nicht mehr aus, die sich in totalisierenden und geschlossenen Identitätskonzepten unwohl fühlen. Um sie für kollektive Ziele zu gewinnen, reichen schöne Worte nicht aus, denn sie suchen nach glaubwürdigen Zeuginnen und Zeugen, die bereit sind, mit ihnen auf gleicher Augenhöhe zu diskutieren. Und das ist der große Verdienst der Euregio-Akademie: Sie ist keine Weiterbildung im herkömmlichen Sinne, sondern eine Erfahrung der Begegnung".
jw LPA ST