Die Ständige Vertretung Italiens bei der Europäischen Union organisierte am Mittwoch, den 26. Oktober 2022 eine Veranstaltung im Europäischen Parlament, um über Systeme der Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln zu diskutieren, insbesondere über den Nutri-Score und mögliche Alternativen. Die Veranstaltung fand in einem besonders heiklen Kontext statt, da die Europäische Kommission dabei ist einen Legislativvorschlag zu diesem Thema vorzubereiten.
Die Veranstaltung mit dem Titel "Politik trifft Ernährungswissenschaft" wurde von der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Pina Picierno, dem stellvertretenden Ständigen Vertreter Italiens bei der Europäischen Union Botschafter Stefano Verrecchia, und dem stellvertretenden tschechischen Landwirtschaftsminister Jindřich Fialka eröffnet. Auch der Referatsleiter der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission war auf dem Podium, um sich die Beiträge für den Vorschlag zur Harmonisierung der Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite in Supermärkten anzuhören und Stellung zu nehmen. Dieser Vorschlag, der Teil der europäischen Strategie "Vom Hof auf den Tisch" ist, soll den Schutz der Lebensmittelgesundheit der europäischen Bürger*innen gewährleisten, eine gesündere und ausgewogenere Ernährung fördern und die Rechtsvorschriften im Binnenmarkt vereinheitlichen.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion präsentierten und diskutierten Fachleute, Forscher*innen und Entscheidungsträger*innen die kritischen Aspekte der bestehenden Modelle für die Nährwertkennzeichnung und forderten die Annahme wissenschaftlich validierter Methoden, die einerseits die Bedeutung der Lebensmittelgesundheit und andererseits den Schutz der Erzeuger*innen und Verbraucher*innen berücksichtigen. Insbesondere wurde die Wirksamkeit des Nutri-Score diskutiert, eines Systems, das auf freiwilliger Basis in sieben EU-Ländern, darunter Frankreich, Deutschland und Belgien, eingeführt wurde. Die anwesenden Europaabgeordneten, darunter der Südtiroler Abgeordnete Herbert Dorfmann, waren sich einig: Das Problem ist da und muss angegangen werden. "Wenn wir ein gemeinsames Kennzeichnungssystem finden wollen, muss dieses System leicht verständlich sein, darf aber nicht vereinfacht werden", sagte Dorfmann und wies erneut darauf hin, wie wichtig es ist, wohlüberlegte und nicht überstürzte Entscheidungen zu treffen.
Neben Nutriscore wurden auch alternative Kennzeichnungssysteme erörtert und vorgestellt: Prof. Marco Silano, Forschungsdirektor und Leiter der Abteilung Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit des Istituto Superiore di Sanità, präsentierte "FoP NutrInform Battery". NutrInform basiert auf der grafischen Darstellung einer einfarbigen Batterie, deren Ladezustand in Prozent der Energie und den Nährstoffen entspricht, die eine Portion des verpackten Lebensmittels liefert, und nicht 100 g dieses Lebensmittels (wie beim Nutris-Kern).