Im Rahmen der vom Europäischen Parlament initiierten „Gender Equality Week“ 2023, organisierte der Europäische Ausschuss der Regionen eine Podiumsdiskussion. Ein starker Blick wurde dabei auf die lokale und regionale Ebene geworfen, da diese meist den Startpunkt für eine politische Laufbahn in nationalen und europäischen Organen darstellen.
Die Gleichstellung der Geschlechter in Politik wurde in Bezug auf die demokratische Repräsentation, gerechte Entscheidungsfindung und Geschlechtergleichstellung generell als essentiell bewertet. Frauen sind derzeit immer noch stark unterrepräsentiert in der Politik, sowohl auf nationaler und europäischer Ebene als auch auf lokaler und regionaler Ebene: nur ein Drittel der Mandatsträger auf lokaler Ebene und regionaler Ebene sind Frauen.
Es gibt mehrere Hürden, die den Einstieg in die Politik für Frauen erschweren;
- Die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, vor allem in Bezug auf die Kinderbetreuung und die immer noch vorhandene geschlechtsspezifische Rollenverteilung im familiären Kontext.
- Öffentliche Kritik findet bei weiblichen Politikerinnen häufig durch geschlechtsbezogene Beleidigung statt, was bei männlichen Kollegen meist nicht der Fall ist.
- Es besteht einen Mangel an weiblichen Rollenbilder in der Politik, wodurch psychosoziale Assoziation erschwert wird.
Folgende Lösungsansätze wurden diskutiert:
- Verbindliche Maßnahmen wie geschlechtsspezifische Quoten stellten einen kontroversen Diskussionspunkt dar:
- Positive Anmerkungen: Kurzfristig zeigen geschlechtsspezifische Quoten durch einen benötigten Mentalitätswechsel keine nachhaltigen Folgen, doch langfristig gesehen zeichnen sich eindeutige Erfolge ab (Beispiel: Skandinavien).
- Negative Anmerkungen: Quoten könnten sich als kontraproduktiv erweisen, weil dadurch weibliche Politikerinnen nicht als gleichwertige Kolleginnen angesehen werden könnten, sondern als “Quotenfrau”. Entgegengehalten wurde das Argument, dass es nur einen Mentalitätswechsel diesbezüglich brauche, da solche negativen Auswirkungen beispielsweise bei ethnischen oder regionalen Quoten nicht auftreten. Zudem würden Quoten die Wählerinnen und Wähler bei der Wahl einschränken und somit die Legitimität geschwächt werden.
- Die Rolle der Parteien in Bezug auf weiblichen Nachwuchs stärken: Angebote und Projekte nur für Frauen, Ämterbesetzung etc.
- Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben verbessern: beispielsweise durch ein besseres Angebot für Kinderbetreuung und Gewährleistung von Elternzeit (auch für Kollegen, um der traditionellen Rollenverteilung entgegenzuwirken).
- Stärkere Repräsentation von Politikerinnen in den Medien.
- Nähe zum Beruf als Politiker*in schaffen: beispielsweise durch Möglichkeiten von Praktika, Schulbesuche etc.
Praxis aus Österreich: junge Frauen können einen Tag mit einem Bürgermeister oder einer Bürgermeisterin verbringen und seinen bzw. ihren Alltag miterleben.